Tiergesundheit – Transition Cow Index (TCI)

verfasst von: Frau Dr. Stock, 25.01.2011

Ein Verfahren zur Einschätzung des Frischabkalbermanagements in Milchviehbetrieben

Das Verfahren zur Berechnung des Transition Cow Index TM (TCI) wurde 2006 von dem amerikanischen Tierarzt Ken Nordlund entwickelt, um Mängel im Management der Frischabkalber in Milchviehbetrieben frühzeitig erkennen und beheben zu können. Der TCI stellt hierbei ein Maß dafür dar, inwieweit die aktuell erbrachte Milchleistung der Frischabkalber den Erwartungen entspricht bzw. diese sogar übertrifft (TCI ≥ 0) oder hinter den Erwartungen zurückbleibt (TCI < 0).

Zusammenfassung
Vor dem Hintergrund, dass der Verlauf des Zeitraums rund um die Kalbung die Laktationsleistung entscheidend beeinflusst, setzen verschiedene Betriebsmanagement-Programme ihren Schwerpunkt auf Haltungs- und Fütterungsoptimierung im Bereich der Frischabkalber. Dass hierbei üblicherweise lediglich auf einzelne Parameter wie Erkrankungshäufigkeiten oder die Einstiegsleistung Bezug genommen wird, erschien Ken Nordlund, Professor an der Universität von Wisconsin (Department of Medical Sciences der School of Veterinary Medicine, University of Wisconsin, Madison / Wisconsin, USA), unbefriedigend. Um die Situation der Frischabkalber im Betrieb bestmöglich abbilden zu können, sollten seiner Auffassung nach verschiedene Einflussgrößen Berücksichtigung finden. Zudem sollte auf solche Daten zurückgegriffen werden, die routinemäßig erfasst werden und demgemäß für (fast) alle Frischabkalber in standardisierter Form vorliegen. Leistungsdaten aus der aktuellen und der vorangegangenen Laktation könnten hierbei wertvolle Informationen liefern, da sich gesundheitliche Probleme ebenso wie eine nicht bedarfsgerechte Fütterung in mehr oder weniger ausgeprägter Minderleistung niederschlagen. Aus von Informationen zu rund 500.000 Kühen aus insgesamt über 4.000 Herden, die aus Programmen zur Verbesserung des Herdenmanagements (Dairy Herd Improvement Association, DHIA) zur Verfügung standen, leitete Nordlund eine Schätzformel, die die in der aktuellen Laktation erbrachte Milchleistung einer Kuh mit derjenigen vergleicht, die für sie zu erwarten wäre. Diese erwartete Milchleistung entspricht dabei der Laktationsleistung, von der für eine Kuh mit derselben individuellen Konstellation von insgesamt 13 Einflussgrößen (siehe unten) im Mittel auszugehen ist. Die aktuell erbrachte Milchleistung wird, wiederum mit Bezug auf die gesamte Laktation, aus der Leistung am ersten Testtag nach der Kalbung abgeleitet, wobei für diese Hochrechnung Testergebnisse aus dem Zeitraum vom 5.-40. Tag der Laktation benötigt werden. Der TCI ergibt sich dann als Differenz zwischen aktuell erbrachter und erwarteter Laktationsleistung, jeweils ausgedrückt in Pfund (lbs; 1 lb = 0,454 kg) Milch als der in den USA gängigen Einheit zur Milchmengenerfassung. Folgende Parameter werden für die Schätzung (Vorhersage) der für die betreffende Kuh zu erwartenden Laktationsleistung bei der TCI-Ermittlung berücksichtigt:

  1. Tage in Milch am ersten Testtag der aktuelle Laktation (nur Testergebnisse aus dem Zeitraum 5.-40. Tag)
  2. 305-Tage-Leistung (Milchmenge) der vorangegangenen Laktation
  3. Gesamtdauer (Tage in Milch) in der vorangegangenen Laktation
  4. Beginn der aktuellen Laktation mit regulärer Kalbung oder Abort
  5. Beginn der vorangegangenen Laktation mit regulärer Kalbung oder Abort
  6. Kalbemonat
  7. logarithmierte somatische Zellzahl des letzten Testtages der vorangegangenen Laktation
  8. Dauer der Trockenstehzeit in Tagen
  9. Melkfrequenz in der aktuellen Laktation
  10. Melkfrequenz in der vorangegangenen Laktation
  11. aktuelle Laktationsnummer
  12. Rasse
  13. Einsatz von bovinem Somatotropin zur Steigerung der Milchleistung auf Herdenebene (durchgängig / intensiv, moderat, niedrig, unregelmäßig, gar nicht)

Die Schätzformel, auf der der TCI basiert, ist patentrechtlich geschützt, und die Anwendung des TCI-Verfahrens wird in den USA seit 2007 durch den Lizenzhalter AgSource (AgSource Cooperative Services, Verona / Wisconsin, USA) kommerziell angeboten. Für eine Herde, die diese Serviceleistung in Anspruch nimmt, wird der TCI für jedes einzelne Tier aus der Gruppe der Frischabkalber ermittelt und der mittlere TCI als Maßstab für die Qualität des Frischabkalbermanagements des Betriebes verwendet. Ein negativer TCI gilt hierbei als Hinweis auf Unzulänglichkeiten und damit Verbesserungspotenzial in den Bereichen Fütterung und Management der Frischabkalber, da diese im Mittel hinter den für sie zu erwartenden Leistungen zurückbleiben. Der TCI erlaubt keine Rückschlüsse auf den Bereich, in dem konkret Mängel bestehen. Ferner ist der TCI nicht konzipiert, um auf Einzeltierebene Aussagen zu treffen. Da sich der TCI (Herdenmittel) in Validierungsstudien jedoch als mit hohen Erkrankungsraten korreliert erwies, wird er von Nordlund als Alternative zum direkten Gesundheitsmonitoring gesehen. Die Unabhängigkeit von zusätzlichen Aufzeichnungen (Gesundheitsdaten), da sich der TCI ausschließlich aus routinemäßig erfassten Leistungsdaten ableitet, sowie die Tatsache, dass jede einzelne Kuh für sich selbst als Vergleichstier dient, gelten hierbei als die Hauptvorteile. Jeder Nutzer des TCI-Verfahrens zur Verbesserung des Herdenmanagements speziell im Bereich der Frischabkalber muss sich aber darüber im Klaren sein, dass zum einen ein akzeptabler oder guter TCI (TCI ≥ 0) nicht ausschließt, dass beim Einzeltier unangemessenes Management für Milch-Minderleistungen verantwortlich ist (z.B. therapeutisches Vorgehen bei Erkrankungsfällen), und zum anderen ein schlechter TCI (TCI < 0) lediglich darauf hinweist, dass Minderleistungen verursachende Mängel bestehen. Zur Ursachenermittlung ist dann eine differenziertere Betrachtung erforderlich, die Einbeziehung über die Routineleistungsprüfung hinausgehender Informationen (z.B. Körperkondition) damit letztlich unumgänglich. Nur so lassen sich konkret Optimierungen im Herdenmanagement vornehmen, für deren Dringlichkeit und Potenzial der TCI als Maß dienen kann.

Detaillierte Informationen zum Transition Cow Index TM (TCI) sind online verfügbar über die Homepage der veterinärmedizinischen Fakultät an der Universität von Wisconsin:

Das TCI-Verfahren wurde anlässlich der ICAR-Tagung, die am 16.-20. Juni 2008 in Niagara Falls / USA stattfand, im Rahmen zweier Präsentationen von Vertretern des Lizenzinhabers AgSource als Hilfsmittel zur Verbesserung des Herdenmanagements vorgestellt: