Zuchtwerte

Abkürzungen

aAaTriple-A Code by Weeks® Animal AnalysisTriple-A Code by Weeks® Animal Analysis
Betr.Anzahl BetriebeNo. of herds
BLCBLAD-TrägerBLAD carrier
BLFBLAD-freiBLAD free
BYCBrachyspina-TrägerBrachyspina carrier
BYFBrachyspina-freiBrachyspina free
CVCCVM-TrägerCVM carrier
CVFCVM-freiCVM free
DNDoppelnutzung Milch und FleischDual purpose (DP)
ETaus EmbroytransferFrom embryo transfer
EXexzellentExcellent
geb.GeburtsdatumDate of birth
GPgood plusGood plus
HB-Nr.HerdbuchnummerHerd book number
LaLaktationLactation
Pphänotypisch hornlosPhenotypically polled
PPhomozygot hornlosHomozygous polled
Ppheterozygot hornlosHeterozygous polled
PP*homozygot hornlos getestetTested homozygous polled
Pp*heterozygot hornlos getestetTested heterozygous polled
PSWackelhörnerScurs
RDCRotfaktorRed carrier / Red factor
Si. %Sicherheit der Zuchtwerte in %Reliability of breeding value in %
Tö.Anzahl TöchterNo. of daughters
VGvery goodVery good
VRCVRC-TrägerVRC carrier

Begriffe Fleckvieh

Name; P, Pp, PP, PS: Hornstatus

HBNr.: Herdbuchnummer

GF: Genetische Besonderheiten

Pigm.: Augenpigment in %

Geb.: Geburtsdatum

LOM: Lebensohrmarkennummer

GZW = Gesamtzuchtwert: fasst die verschiedenen Teilzuchtwerte zu einem Gesamtindex zusammen, Sicherheit (Si) in %. inkl. genomischer Zuchtwerte

MW = Milchwert: Der Milchwert ist ein Index, in dem Milch-, Fett- und Eiweiß-kg mit einer ökonomischen Gewichtung von 0:1:1,4 zusammengefasst sind; Sicherheit in %.

Milchleistung: +788 kg -0.18 % +24 kg +0.01 % +27 kg
bedeutet: Zuchtwerte für Milchmenge, Fett-%, Fett-kg, Eiweiß-%, Eiweiß-kg.

FW = Fleischwert: Fleischleistung: 116 104 110 86%
bedeutet: Relativzuchtwerte für Nettozunahme, Ausschlachtung und Handelsklasse. Der Fleischwert fasst die drei Teilzuchtwerte zu einem Index zusammen; Si. in %.

FIT = Fitness: fasst die einzelnen Teilzuchtwerte Nutzungsdauer, Zellzahl, Fruchtbarkeit, Totgeburten, Kalbeverlauf, Melkbarkeit und Persistenz zu einem Fitness-Index zusammen; Si. in %

Kp = Kalbeverlauf paternal

R = Rahmen

B = Bemuskelung

F = Fundament

E = Euter

aAa: Triple A Code

Beta Kasein

Seit einiger Zeit besteht ein verstärktes Interesse an den verschiedenen β -Kasein-Varianten. Momentan sind insgesamt 12 natürlich vorkommende, genetische Varianten des β-Kaseins
bekannt, die sich an einer oder mehreren Aminosäurepositionen voneinander unterscheiden:

  • A1, A2, A3, B, C, D, E , F, G, H1, H2 und I

Als Resultat einer natürlichen Mutation wird an Position 67 des Proteins die Aminosäure Prolin (Pro, A2 Allel) gegen die Aminosäure Histidin (His, A1 Allel) ausgetauscht. Aufgrund dieses Polymorphismus lässt sich die Milch bzw. das β-Kasein in zwei Gruppen einteilen:

  • die A1-ähnliche Gruppe und
  • die A2-ähnliche Gruppe.

Zur A1-ähnlichen Gruppe gehören die β-Kaseine A1, B, C, F und G. Ihnen allen ist die Aminosäure Histidin an Position 67 gemeinsam, sie besitzen jedoch noch zusätzliche Aminosäureaustausche an anderen Positionen des Proteins.

Die Mitglieder der A2-ähnlichen Gruppe (A2, A3, D, E, H1, H2 und I) besitzen als Gemeinsamkeit an Position 67 des β-Kasein-Proteins ein Prolin, unterscheiden sich untereinander jedoch jeweils an mindestens einer weiteren Aminosäureposition.

A1, B und C sowie A2 und I sind die häufigsten Varianten beim Rind. Welche Proteinform die Kuh in der Milch exprimiert, hängt von ihrer genetischen Konstitution ab. Sie wird von kodominanten Varianten des β-Kasein-Gens kontrolliert.

Kühe, die sowohl das A1-Allel als auch das A2-Allel (Genotyp A1A2) tragen, produzieren Milch, die zu gleichen Anteilen die A1- und A2-Form des β-Kaseins enthält. Eine Kuh mit zwei Kopien des A2-Allels (Genotyp A2A2) wird nur Milch mit der A2-Variante produzieren.

A1 ist umstritten.

DDcontrol

Mortellaro oder wissenschaftlich Dermatitis Digitalis (DD) ist eine Faktorenerkrankung. Ein einzelner Fall schlägt mit 300 bis 500 Euro an Milchgeldverlust, Behandlungskosten usw. zu Buche. Auch wenn die Haltungsumwelt (neben einer Infektionsquelle) den größten Einfluss auf das Auftreten von DD hat, gibt es auch eine erbliche vermittelte Resistenz gegen die Erkrankung. Mit dem Zuchtwert DDcontrol werden ab August 2018 deutsche Bullen gekennzeichnet, die eine besonders hohe Resistenz an ihre Nachkommen weitergeben.

Wissenschaftliche Auswertungen der Genomdaten haben gezeigt, dass es eine Reihe von Bereichen auf dem Erbgut der Kühe gibt, die einen großen Anteil daran haben, ob ein Tier anfälliger oder weniger anfällig gegenüber der Erkrankung ist. Diese genetische Struktur bedingt allerdings, dass sich im mittleren Zuchtwertbereich die Unterschiede zwischen den Bullen kaum gegeneinander abgrenzen lassen. Sehr klare Unterschiede zeigen sich allerdings, wenn Bullen mit hohen DDcontrol Zuchtwerten mit Tieren mit einer großen genetischen Anfälligkeit verglichen werden. Aus diesem Grund wird der neue Mortellaro-Zuchtwert nicht wie gewohnt als Relativzuchtwert für alle Bullen veröffentlicht: Die 10 % besten Bullen erhalten die Auszeichnung DDpremium und weitere 15 % das Label DDcontrol, so dass insgesamt die 25 % besten Bullen gekennzeichnet werden. Der Landwirt kann also aus einer breiten Basis exzellenter DDcontrol Vererber schöpfen.

Am besten funktioniert DDcontrol, wenn der Zuchtwert als Gesamtkonzept zusammen mit regelmäßiger Klauenpflege und einer Optimierung der Haltungsbedingungen und Fütterung eingesetzt wird. Hierbei hilft u.a. das eLearning – Programm „Klauenfitnet“. (gekürzt)

Till Masthoff
Bundesverband Rind und Schwein e.V.

Quelle: https://www.rind-schwein.de/brs-rind/mortellaro.html

Erbfehler Haplotyp 5

Seit 2013 ist der Erbfehler HH5 (fruchtbarkeitsbeeinträchtigender Haplotyp 5) in der Holsteinpopulation bekannt. Er ist schuld an Fortpflanzungsstörungen, die seit vielen Jahren auftreten. Auch unter optimalen Bedingungen kommt es aufgrund von HH5 immer wieder vor, dass Kälber vor der Geburt sterben. Dieser frühe Fruchttod führt jedes Jahr zu erheblichen Verlusten in der  Tierzucht.

Exterieur (Linear Profil)

Ein funktionaler Körperbau ist Grundlage für eine hohe Leistung über mehrere Laktationen. 18 lineare Merkmale werden durch den Klassifizierer beschrieben. Die Nachkommen von Besamungsbullen werden auf Basis einer Stichprobe der Nachkommenprüfung für die Merkmale der äußeren Erscheinung in der ersten Laktation nach den Vorgaben und Mindestkriterien der Zuchtverbände unterzogen.

  • Größe
  • Milchcharakter
  • Körpertiefe
  • Stärke
  • Beckenneigung
  • Beckenbreite
  • Hinterbeinwinkelung
  • Klauenwinkel
  • Sprunggelenk
  • Hinterbeinstellung
  • Bewegung
  • Hintereuterhöhe
  • Zentralband
  • Strichplazierung vorne
  • Strichplazierung hinten
  • Vordereuteraufhängung
  • Eutertiefe
  • Strichlänge

Für die Kuheinstufung werden die Ausprägungen in den 4 Merkmalsbereichen

  • Milchtyp (10%)
  • Körper (20%)
  • Fundament (30%)
  • Euter (40%)

ermittelt. In jeder Laktation kann eine Bewertung der Kuh vorgenommen werden. Grundsätzlich ist die letzte Bewertung mit Angabe der Laktationsnummer auf den Zuchtunterlagen (z. B. Zuchtbescheinigung) und bei Veröffentlichungen (z. B. Kataloge) anzugeben.

Zusammengefasst:

  • die Devise „alle Balken nach rechts“ gilt schon lange nicht mehr ⇒ entscheidend ist immer die Anpaarung
  • viele Merkmale haben bei einem Wert von 100 das Optimum
  • keine Angst vor Zuchtwerten unter 100 bei Milchtyp/ Körper ⇒ diese sind oft positiv bei der Anpaarung
  • Bewegung ist das einziges Maximalmerkmal
  • je nach Merkmal bedeutet eine Standardabweichung zwischen 1,2 und 1,4 Linearnoten
  • der RZN sollte immer das erste Selektionsmerkmal sein

Exterieurmerkmale

Linearmerkmal
/ Trait
Abkürzung
Abbreviation
Extremwerte
/Extremes
Extremwerte
/Extremes
Milchcharakter / Dairy character
Milchcharakter / Dairy characterMCh / DCderbscharf/edel
Körper / Body
Größe / StatureGrö / Stakleingroß
Körpertiefe / Body depthKTi / BDwenigviel
Stärke / Chest widthStä / CWschwachstark
Beckenneigung / Rump angleBNe / RAansteigendabfallend
Beckenbreite / Rump widthBBr / RWschmalbreit
Body Condition Score / BCSBCS / BCSmagerfett
Fundament / Feet
Hinterbeinwinkelung
/ Rear leg set side view
HWi
/ RLs
steilgewinkelt
Klauenwinkel / Foot angleKWi / FAflachsteil
Sprunggelenk / Hock qualitySpr / HQderbtrocken
Hinterbeinstellung
/ Rear leg set rear view
HSt
/ RLr
hackenengparallel
Bewegung / LocomotionBew / Loclahmgut
Euter / Udder
Hintereuter / Rear udder heightHEu / RUHtief/schmalhoch/breit
Zentralband / Central ligamentZBa / CLschwachstark
Strichplatzierung vorne
/ Teat placement front
SPv
/ TPf
außeninnen
Strichplatzierung hinten
/ Teat placement rear
SPh
/ TPr
außeninnen
Vordereuteraufhängung
/ Fore udder attachmen
VEu / FUAlosefest
Eutertiefe / Udder depthETi / UDtiefhoch
Strichlänge / Teat lenghtSLä / TLkurzlang
Einstufungsnoten / Scores
Milchtyp / Dairy typeMty / DT
Körper / BodyKörp / Body
Fundament / Feet and legsFund / F&L
Euter / UdderEut / Udder

Gesundheitszuchtwerte

Die deutsche Holsteinzucht führt erstmals direkte genomische Gesundheitszuchtwerte ein. Die Gesundheitszuchtwerte zeigen auf, welche Vererber widerstandsfähige Nachkommen hervorbringen. Sie verbessern damit effektiv, schnell und zielgenau die Tiergesundheit in der Herde ohne auf Leistung verzichten zu müssen. Ab sofort erscheinen mit den Zuchtwertschätzungen diese fünf neuen Gesundheitszuchtwerte:

  • RZEuterfit mit Merkmalen zu klinischer und subklinischer Mastitis
  • RZKlaue mit Merkmalen zu Klauenerkrankungen
  • RZMetabol mit Merkmalen zu Stoffwechselerkrankungen
  • RZRepro mit Merkmalen zu Störungen der Fortpflanzung
  • RZGesund als Gesamtzuchtwert, in dem alle vier Werte entsprechend ihrer wirtschaftlichen Bedeutung gewichtet sind

Insgesamt 13 Merkmale sind in den neuen Komplexzuchtwerten berücksichtigt. Möglich geworden sind die genomischen Zuchtwerte durch mehrere große Projekte zur genomischen Typisierung und zur systematischen Gesundheitsdatenerfassung in deutschen Betrieben. Die Daten sind daher sehr gut an deutsche deutscher Herden- und Betriebsstrukturen angepasst. Die genomischen Zuchtwerte bieten Sicherheiten zwischen 0,5 und 0,6 – diese Werte sind für ein Gesundheitsmerkmal sehr hoch und sprechen für die überlegene Datenqualität der deutschen Relativ-Zuchtwerte und Zuchtwertschätzverfahren.

Haplotypen

HH1
IN = Imputed Negative
IV = Imputed Verdacht
H1C=HH1-Carrier
H1F=Frei von HH1
H1H=Homozygot (nicht lebensfähig)
H1N=Negativ
H1P=Positiv
H1S=Homozygot (nicht lebensfähig)
H1V=Verdacht

HH2
IN = Imputed Negative
IV = Imputed Verdacht
H2C=HH1-Carrier
H2F=Frei von HH2
H2H=Homozygot (nicht lebensfähig)
H2N=Negativ
H2P=Positiv
H2S=Homozygot (nicht lebensfähig)
H2V=Verdacht

HH3
IN = Imputed Negative
IV = Imputed Verdacht
H3C=HH3-Carrier
H3F=Frei von HH3
H3H=Homozygot (nicht lebensfähig)
H3N=Negativ
H3P=Positiv
H3S=Homozygot (nicht lebensfähig)
H3V=Verdacht

HH4
IN = Imputed Negative
IV = Imputed Verdacht
H4C=HH4-Carrier
H4F=Frei von HH4
H4H=Homozygot (nicht lebensfähig)
H5N=Negativ
H5P=Positiv
H4S=Homozygot (nicht lebensfähig)
H5V=Verdacht

HH5
IN = Imputed Negative
IV = Imputed Verdacht
H5C=HH5 Carrier
H5F=Frei von HH5
H5H=Homozygot (nicht lebensfähig)
H5N=Negativ
H5P=Positiv
H5S=Homozygot (nicht lebensfähig)
H5V=Verdacht

Relativzuchtwerte

Auf Empfehlung des Bundesverbandes Rind und Schwein (BRS), ehemals Deutscher Holstein Verband (DHV), werden die Bullen in der deutschen Zuchtwertschätzung nach einem Gesamtzuchtwert (RZG) rangiert. Der RZG berücksichtigt Milchleistung und funktionale Merkmale entsprechend ihrer wirtschaftlichen Bedeutung. Sowohl der Gesamtzuchtwert RZG als auch dessen Teilzuchtwerte RZM, RZE, RZS, RZN, RZR und RZKm werden auf einer Skala mit einem Mittelwert von 100 und einer Standardabweichung von 12 Punkten ausgewiesen.

2014 wurden die Zuchtwerte um den RZRobot erweitert. Dieser ist ein eigenständiger Zuchtwert und fließt nicht in die Berechnung des Gesamtzuchtwertes (RZG) ein. Der RZRobot dient der gezielten Selektion von Bullen, die besonders für Betriebe mit automatischen Melksystemen geeignet sind.

Im April 2019 wird der RZGesund eingeführt und stellt einen Gesundheitszuchtwert dar, der die wichtigsten Gesundheitsmerkmale behandelt. Auch der RZGesund ist, wie der RZRobot, ein eigenständiger Zuchtwert.

RZ€

Der RZ€ ist ein Zuchtwert, der allein auf den ökonomisch relevanten Merkmalen aufgebaut ist. Auf der Euroskala drückt der RZ€ den Unterschied im Gewinn bzw. Verlust aus, den ein Tier im Vergleich zum Populationsmittel in seinem Leben erwirtschaften kann. Er setzt sich aus den Zuchtwerten Milchleistung (41%), Nutzungsdauer (27%), Gesundheit (16%), Töchterfruchtbarkeit (7%), Kälberfitness (6%) und Kalbemerkmalen (3%) zusammen.

RZD

Im RZD werden der gemessene Milchfluss und die Bewertung durch den Besitzer zusammengefasst.

Gemessener Milchfluss (kg/min)50%
Bewertung durch den Besitzer (schnell/normal/schwer)50%

RZE

Milchtyp10%
Körper20%
Fundament30%
Euter40%

Die Teilzuchtwerte für Milchtyp, Körper, Fundament und Euter werden zum Relativzuchtwert Exterieur (RZE) zusammengefasst.

RZEuterfit

Mastitis ist nach wie vor die Erkrankung mit der größten wirtschaftlichen Bedeutung in unseren Milchviehbeständen. Eine klinische Euterentzündung in der Frühlaktation kostet pro Tier schnell 400 bis 600 Euro an Behandlungskosten, Milchgeldverlust etc. Eine subklinische Mastitis (erkennbar an einer erhöhten Zellzahl) schlägt mit bis zu 200 Euro je Tier zu Buche. Mit dem neuen Zuchtwert RZEuterfit lässt sich das Auftreten von Mastitis nun ganz gezielt verringern. Die weltweit einmalige Kombination aus direkten Gesundheitsdaten, die frühe und späte Erkrankungen sowie Abgangsursachen erfassen, wirkt sich beim genomischen Zuchtwert RZEuterfit ganz besonders positiv aus. Durch die Berücksichtigung des RZEuterfit bei der Selektionsentscheidung lässt sich die Mastitisrate in der Herde zielgerichtet und schnell senken.

RZF

Relativzuchtwert Fleisch

maternaler Zuchtwert
40%
Zuchtwert für die tägliche Zunahme bis zum 365. Lebenstag40%
Zuchtwert für die Bemuskelung am 365. Lebenstag20%

 

RZG

Relativzuchtwert Gesamt

Komplex Milchleistung (RZM)45%
Komplex Nutzungsdauer (RZN)20%
Komplex Exterieur15%
Komplex Fruchtbarkeit (RZR)10%
Komplex Eutergesundheit (RZS)7%
Komplex Kalbemerkmale (RZKm)3%

RZGesund

Der Gesundheitszuchtwert RZGesund ist ein Gesamt-Index für die vier Komplexe RZEuterfit, RZKlaue, RZRepro und RZMetabol. Entsprechend ihrer wirtschaftlichen Bedeutung sind sie im RZGesund wie folgt gewichtet:

Merkmalskomplex
Prozent
RZEuterfit40
RZKlaue30
RZRepro20
RZMetabol10

Die Selektion mit dem RZGesund erlaubt die züchterische Verbesserung aller 13 Gesundheitsmerkmale, die in den vier Relativzuchtwerten erfasst werden. So sind mit nur einem Wert alle wichtigen Merkmalskomplexe abgedeckt bzw. die wichtigsten Erkrankungen züchterisch bestmöglich vorgebeugt. Die Sicherheit von 0,57 beweist die Verlässlichkeit des neuen genomischen Zuchtwertes. Der RZGesund bietet dem Tierhalter also eine ausgezeichnete Orientierung und Hilfe bei der Anpaarungsentscheidung. Der RZGesund optimiert gezielt/effektiv die Gesamtgesundheit der Herde. Bei Tieren bzw. Herden mit speziellen Herausforderungen helfen die Zuchtwerte RZEuterfit, RZKlaue, RZMetabol und RZRepro bei der Anpaarung und Wahl des Bullen.

RZKälberfit

Seit August 2019 gibt es einen Zuchtwert, der die Aufzuchtperiode der Kälber berücksichtigt. Der RZKälberfit beschreibt die genetisch bedingte Fähigkeit, die Aufzuchtperiode von Tag 2 bis zu einem Alter von 15 Monaten zu überleben. Betrachtet werden hierbei ausschließlich weibliche Kälber, da die männlichen Kälber in der Regel vom Geburtsbetrieb nach etwa 14 Tagen zur Mast verkauft werden. Da die Abgangsursachen in den verschiedenen Altersabschnitten auf unterschiedliche Krankheiten zurückzuführen sind, wird im Schätzmodell zwischen fünf Altersabschnitten (Tag 3-14, 15-60, 61-120, 121-200, 201-458) unterschieden.

RZKd

Relativzuchtwert Leichtkalbigkeit (direkter Kalbeverlauf)

Geburtsverlauf der Kälber eines Bullen50%
Totgeburtenrate der Kälber eines Bullen50%

Die Besonderheit des RZKd liegt darin, dass sich die Aussage zum Kalbeverlauf überwiegend auf die erste Abkalbung bezieht.

RZKlaue

Milchleistung steht auf gesunden Klauen und genau das garantiert der neue Zuchtwert RZKlaue. In diesem neuen Gesundheitsindex sind die sechs wichtigsten Klauenerkrankungen kombiniert und entsprechend ihrer wirtschaftlichen Bedeutung gewichtet:

  • DDcontrol (Dermatitis Digitalis /Mortellaro) 30 %
  • Klauengeschwüre 15 %
  • Panaritium (digitale Phlegmone) 15 %
  • Weiße-Linie-Erkrankung 15 %
  • Klauenrehe 15 %
  • Limax (Tylom/Zwischenklauenwulst) 10 %

Die starke Gewichtung von Mortellaro im neuen Zuchtwert kommt dabei nicht von ungefähr, denn die infektiöse Klauenerkrankung breitet sich zurzeit stark in den Milchviehbeständen aus. Der RZKlaue erweitert den bisherigen Zuchtwert DDcontrol um weitere wichtige Merkmale für die Zucht auf Klauengesundheit. Durch Berücksichtigung des Wertes bei Anpaarungsentscheidungen kann so die Widerstandsfähigkeit gegenüber Klauenerkrankungen effektiv gesteuert werden. RZKlaue ist ein entscheidender Schritt zu mehr Klauengesundheit in der ganzen Herde.

RZKm

Relativzuchtwert Kalbeeigenschaften der Töchter (maternaler Kalbeverlauf), bestehend aus Abkalbeeigenschaften der Töchter und Totgeburtenrate bei den Töchtern.

Abkalbeeigenschaften der Töchter50%
Totgeburtenrate bei den Töchtern50%

RZM

Relativzuchtwert Milch dient als Selektionsindex und wird als zusammenfassender Zuchtwert für Milchleistungsmerkmale definiert.

Eiweiß-kg67%
Fett-kg33%

RZMetabol

Die Stoffwechselgesundheit ist gerade bei hochleistenden Kühen von immenser Bedeutung: für die Wirtschaftlichkeit und das Tierwohl. Bisher gab es keine brauchbaren Hilfsmerkmale, die deren Erfassung und somit die Schätzung eines Zuchtwertes zuließen. Im genomischen Zuchtwert RZMetabol werden nun erstmals diese Merkmale mit folgender Gewichtung zu einem Index verrechnet:

  • Linksseitige Labmagenverlagerung 50 %
  • Milchfieber 25 %
  • Ketose 25 %

Die Datengrundlage des RZMetabol wird sich in den kommenden Jahren noch wesentlich vergrößern, so dass die Sicherheit dieses genomischen Zuchtwertes in Zukunft noch weiter ansteigen wird.

RZN

Relativzuchtwert Nutzungsdauer

Seit April 2018 wird der Zuchtwert für Nutzungsdauer (RZN) basierend auf neun Überlebenszuchtwerten geschätzt, die wiederum neun Lebensabschnitte repräsentieren. Von der ersten Kalbung bis zur vierten Kalbung werden dabei die hieraus resultierenden 3 Laktationen in je drei Abschnitte unterteilt. So stehen erste reale Überlebensinformationen bereits am 50. Tag der ersten Laktation, der das Ende des ersten Abschnitts kennzeichnet, zur Verfügung. So bekommen alle Bullen zeitgleich mit den ersten töchterbasierten Zuchtwerten für Milchleistung/Zellzahl auch Nutzungsdauerzuchtwerte auf Basis von Töchterinformationen. Analog zu anderen Relativzuchtwerten wird ein RZN für KB-Bullen veröffentlicht, wenn er auf Töchterinformationen (1. Abschnitt 1. Laktation) auf mindestens 10 Betrieben beruht.

RZÖko

Der RZÖko richtet sich auf die speziellen Anforderungen ökologischer und extensiv wirtschaftender konventioneller Betriebe aus. Die im RZÖko vereinten und gewichteten Eigenschaften helfen den Züchtern in ihrem Zusammenwirken langlebige, gesunde und besser konditionierte Tiere zu züchten. Die negative Berücksichtigung der Milchmenge und die Berücksichtigung der Körperkondition sind hierfür wegweisende Alleinstellungsmerkmale des Zuchtwerts.

Nutzungsdauer (RZN)38%
Milchinhaltsstoffe27%
Gesundheit (RZGesund)21%
Milchmenge (negativ)6%
Kalbeverlauf (RZKm)3%
Körperkondition (BCS)5%

Quelle: https://www.oekotierzucht.de/rzoeko/

RZPersistenz

Der Relativzuchtwert Persistenz drückt die genetische Überlegenheit eines Tieres aus, auch in verlängerten Laktationen (deutlich über 305 Tage hinaus) die Fett- und Eiweißmenge möglichst lange auf hohem Niveau aufrecht zu erhalten. Da das Random-Regression-Modell für Milchmerkmale derzeit nur genetische Abweichungskurven im Bereich von 5 bis 305 Tagen vorsieht, wird die Steigung dieser genetischen Kurven von Tag 150 bis Tag 305 als Hilfsgröße verwendet. Diese wird durch eine Gewichtung der Regressionskoeffizienten 𝑎𝑘𝑙2 und 𝑎𝑘𝑙3 errechnet. Entsprechend ist der Abfall der Laktationskurve in der 2. Hälfte der Laktation bei Tieren mit einem höheren RZPersistenz geringer. Der ausgewiesene Zuchtwert ist ein Selektionsindex, der analog zur Definition des RZM aus den Persistenz-Zuchtwerten der Merkmale Fett und Eiweiß in jeweils der 1., 2. und 3. Laktation berechnet wird.

Die Basis für den Relativzuchtwert für Persistenz (RZPersistenz) bilden alle 4-6 Jahre alten Kühe der jeweiligen Rasse (für 2023: Kühe geb. 2017 – 2019). Die Basis wird jeweils zur April Zuchtwertschätzung um einen Geburtsjahrgang verschoben. Die kumulierte Heritabilität für den RZPersistenz wurde auf 0,34 geschätzt.

Stand: August 2023 Quelle. www.vit.de

RZR

Relativzuchtwert Konzeption (KON)75%
Rastzeit25%

Der Relativzuchtwert Reproduktion (RZR) entsteht aus dem Relativzuchtwert Konzeption und der Rastzeit. Dabei umfasst die Rastzeit die Zeitspanne von der Kalbung bis zur ersten Besamung. Der Relativzuchtwert Konzeption setzt sich aus den folgenden vier Merkmalen zusammen:

NRR (NRr/NRk): Die Non-Return-Rate wird für Rinder (r) und Kühe (k) gesondert ausgegeben. Sie macht eine Aussage über die Konzeptionsfähigkeit. Hier wird beobachtet, ob in dem Zeitraum von 56 Tagen nach der ersten Belegung eine weitere Belegung stattfindet.

VZ (VZr/VZk): Beschreibt die Zeit von der ersten bis zur erfolgreichen Belegung in Tagen. Dieser Wert wird ebenfalls für Rinder (r) und Kühe (k) separat ausgegeben.

Nicht verwechseln mit RZ Repro.

RZRepro

Nur Kühe, die schnell und problemlos wieder tragend werden, verbleiben viele Laktationen in der Herde. Dafür ist die Gesundheit des Fortpflanzungstraktes von großer Bedeutung. Mit RZRepro kann erstmalig auf gesunde Fortpflanzungsorgane bei der Kuh gezüchtet werden. Der genomische Relativzuchtwert RZRepro umfasst Reproduktionsstörungen, die früh (Gebärmutterentzündung, Nachgeburtsverhaltung) und spät (Zyklusstörungen) in der Laktation auftreten, in wirtschaftlich optimaler Weise:

  • Sterilität (z. B. durch Zyklusstörungen/Zysten) 50 %
  • Endometritis / Metritis 25 %
  • Nachgeburtsverhaltungen 25 %

Die Zyklusstörungen weisen eine Korrelation zu den bisher schon im RZR (Töchterfruchtbarkeit) erfassten Merkmalskomplex Rastzeit auf und wurden bereits indirekt züchterisch bearbeitet. Daten zu den Gesundheitsmerkmalen Gebärmutterentzündung und Nachgeburtsverhaltungen wurden jedoch nicht erhoben – bis zur Entwicklung des neuen genomischen Relativzuchtwertes RZRepro. Dank des neuen Komplexes und der darin verarbeiteten Daten ist nun eine gezielte Zucht auf Reproduktionsgesunde Tiere möglich.

RZRobot

Relativzuchtwert Robotereignung

Melkbarkeit (RZD) (muss sein ≥ 94)20%
Zellzahl (RZS)15%
Fundament15%
Strichplatzierung hinten (muss sein ≤ 106)20%
Strichlänge (muss sein ≥ 94)20%
Euter10%

Wird nur angezeigt, wenn der RZRobot ≥ 100 ist.

RZS

Relativzuchtwert Zellzahl

Die Zellzahlergebnisse aus der Milchleistungsprüfung werden als Merkmal für die Zuchtwertschätzung der somatischen Zellzahl verwendet. Werte über RZS 100 sind züchterisch positiv, sie bedeuten eine niedrigere Zellzahl.