Mastitis, Euterentzündung
Euterentzündung beim Rind.
Die Erkrankungsmöglichkeiten der Milchdrüse sind vielfältig, die Entzündung des Eutergewebes (Mastitis) und die Zitzenverletzungen nehmen allerdings den größten Prozentsatz ein. Von einer Mastitis wird dann gesprochen, wenn eine Entzündung des Eutergewebes vorliegt. Diese Entzündung kann die Folge einer mechanischen Überreizung (z. B. bei falsch eingestellten Melkmaschinen) ohne die Beteiligung von Bakterien sein. Das Gewebe produziert dann vermehrt körpereigene Abwehr- und Heilzellen, wodurch der somatische Zellgehalt in der Milch erhöht wird. Dringen dann in das vorgeschädigt Eutergewebe Bakterien ein, so können sie sich rasch vermehren und aus der abakteriellen Entzündung wird eine bakterielle Euterentzündung. Neben dem Zellgehalt erhöht sich nun auch der Keimgehalt der Milch. Ab einem Zellgehalt von 500.000 Zellen je Milliliter leidet ein Tier an einer klinischen Mastitis.
Den wichtigsten Schutz vor bakteriellen Infektionen stellt der Strichkanal der Zitze dar, denn pathogene Keime dringen über den Strichkanal in das Innere der Zitze und weiter in die Milchdrüse ein. Besonders das verhornte Plattenepithel des Strichkanals spielt hierbei eine wichtige Rolle. Das Plattenepithel bildet Laktosebum, eine fettsäureartige Substanz mit bakterizider Wirkung.
Als Erreger von Euterentzündungen kommen sowohl Umwelt-assoziierte Keime, welche in jedem Stall zu finden sind, als auch Kuh-assoziierte Erreger, welche außerhalb des Tieres nicht überlebensfähig sind, in Frage. Diese Keime sind aber in der Regel nur dann erfolgreich, wenn das Eutergewebe schon vorher durch abiotische Faktoren geschwächt oder geschädigt wurde. Eine Mastitis kann nicht allein als bakterielles Problem gesehen werden.
Es gibt zahlreiche und sehr unterschiedliche Faktoren (Haltung, Melktechnik, Melkhygiene, Stress, Futteraufnahme, Wasseraufnahme, Rationsgestaltung, Futterhygiene, etc.), welche in der Interaktion die Grundlage für die Entstehung einer Mastitis schaffen. Daher wird eine Mastitis auch weitläufig als Faktorenkrankheit bezeichnet, welche durch ihre Entstehung Hinweise auf eine Schieflage des Organismus aus verschiedensten Gründen gibt. Entzündungen der Milchdrüse können für das betroffene Tier sehr schmerzhaft sein. Sie gehen einher mit einem verminderten Allgemeinbefinden des Tieres, einer Minderung der Milchmenge und der Milchqualität. Die Mastitis gilt als eine der teuersten Krankheiten in der Milchviehhaltung und wird auf ca. 220 € je Fall geschätzt. Der Behandlungserfolg ist zudem oft nur vorübergehend. Nur 1/3 der einmal erkrankten und behandelten Tiere bleibt im Folgejahr gesund. 2/3 der einmal erkrankten Tiere werden im Folgejahr gemerzt.