Fruchtbarkeit – Kennzahlenberechnung
Autor: Dr. Werner Feucker am 13.09.2011, dlz Primus Rind, Ausgabe Oktober 2011 S. 28 „Damit müssen sie rechnen“
Zur Kalkulation des Einflusses von Fruchtbarkeitskennzahlen auf die Veränderung der Zwischenkalbezeit werden folgende Möglichkeiten angeboten:
1. Einfache Überschlagskalkulation Fruchtbarkeit
In der Exceltabelle Überschlagskalkulation kann eine Kennziffernänderung in ihrer Auswirkung auf die Länge der Zwischenkalbezeit und die daraus resultierende Ertragsveränderung überschlägig kalkuliert werden.
Die betrieblichen Kennwerte sind in die gelben Felder der Tabelle Istzustand und die Kennzahlenänderungen in die gelben Felder der darunter liegenden Tabelle Kennzahlenänderung einzugeben.
2. Kalkulation von Fruchtbarkeitskennzahlen
Dies betrifft insbesondere folgende Inhalte:
- Kalkulation der Rastzeit
- Einfluss der freiwillige Wartezeit (FWZ) und der Brunstnutzungsrate (BNR) auf die Rastzeit (RZ)
- Kalkulation der Verzögerungszeit
- Detailanalyse
In der Detailanalyse werden alle Kennziffern im Zusammenhang kalkuliert.
Kalkulation Rastzeit
Um die betrieblich optimale Zwischenkalbezeit (ZKZ) zu erreichen, muss nach der Kalbung rechtzeitig mit der Besamung begonnen werden (nicht zu früh und nicht zu spät). Es gibt diesbezüglich sehr unterschiedliche betriebliche Auffassungen und Vorgehensweisen, so dass auch hier die Frage zu beantworten ist, wo liegt das betriebliche Optimum?
Geht man davon aus, dass die maximal zulässige Zwischenkalbezeit (ZKZ) von 405 Tagen nicht überschritten werden soll, dann darf die Rastzeit (RZ) den Richtwert von 85 Tagen nicht überschreiten. Dabei reicht sogar eine Verzögerungszeit (VZ) von 39 Tagen noch aus, um 405 Tage Zwischenkalbezeit (ZKZ) zu sichern.
ZKZ 405 | ||
---|---|---|
GZ 124 | TZ 281 | |
RZ 85 | VZ 39 |
Bei einer Rastzeit (RZ) von 100 dagegen dürfte z.B. die Verzögerungszeit (VZ) 24 Tage nicht überschreiten, um eine ZKZ von 405 zu gewährleisten – aber wer kann das erreichen?
ZKZ 405 | ||
---|---|---|
GZ 124 | TZ 281 | |
RZ 100 | VZ 24 |
Wenn dabei jedoch, wie in nicht wenigen Betrieben, die Verzögerungszeit (VZ) 40 Tage betragen würde , dann käme es zu einer wesentlich überhöhten Zwischenkalbezeit (ZKZ) von 421 Tagen.
ZKZ 421 | ||
---|---|---|
GZ 140 | TZ 281 | |
RZ 100 | VZ 40 |
Dies unterstreicht nochmals die Notwendigkeit, eine maximale Rastzeit (RZ) von 85 möglichst nicht zu überschreiten aber auch das Erfordernis, neben der Rastzeit (RZ) die Verzögerungszeit (VZ) mit in das Kalkül einzubeziehen.
Einfluss der freiwillige Wartezeit (FWZ) und der Brunstnutzungsrate (BNR) auf die Rastzeit (RZ)
Die Rastzeit (RZ) ergibt sich aus der Summe von freiwilliger Wartezeit (FWZ) und unfreiwilliger Wartezeit (UWZ).
Rastzeit (RZ) | = | FWZ + UWZ |
Die Länge der unfreiwilligen Wartezeit (UWZ) ergibt sich aus der Brunstnutzungsrate (BNR) nach folgender Formel:
21 | ||||
Unfreiwillige Wartezeit | = | *100 | -10,5 | |
BNR |
Brunstnutzungsrate (BNR)
Anteil der besamten Kühe von den zur Besamung anstehenden Kühe bezogen auf einen Brunstzyklus.
21*100 | ||
BNR | = | ______________ |
(RZ-FWZ+10,5) |
Die Brunstnutzungsrate ist oft noch zu gering und wird zu wenig beachtet.
Ihr maßgeblicher Einfluss auf die Rastzeit wird anhand folgenden Beispiels im Zusammenwirken mit der freiwilligen Wartezeit verdeutlicht.
Bei einer geringen Brunstnutzungsrate von 39 % muss zur Sicherung einer optimalen Rastzeit von 85 Tagen ein früher Besamungsbeginn erfolgen. Die freiwillige Wartezeit darf 42 Tage nicht überschreiten.
RZ 85 | |
---|---|
FWZ 42 | UWZ 43 |
⇑ | |
BNR 39 |
Bei einer Brunstnutzungsrate von 60 % kann dagegen später besamt werden. Die freiwilligen Wartezeit kann auf 60 Tagen erhöht werden.
RZ 85 | |
---|---|
FWZ 60 | UWZ 25 |
⇑ | |
BNR 60 |
Würde jedoch bei der freiwilligen Wartezeit von 60 Tagen die Brunstnutzungsrate nur 39 % betragen, so wäre mit einer Rastzeit von 103 Tagen und demzufolge mit einer überhöhten Zwischenkalbezeit zu rechnen.
RZ 103 | |
---|---|
FWZ 60 | UWZ 25 |
⇑ | |
BNR 39 |
Fazit:
- Je besser die Brunstnutzung, umso später kann besamt werden, wodurch gleichzeitig der Anteil an Besamungen, die im betrieblich optimalen Erstbesamungszeitraum liegen, mit verbessert werden kann.
- Je schlechter die Brunstnutzung, umso früher muss besamt werden
Kalkulation der Verzögerungszeit
Die Verzögerungszeit (VZ) ist der Zeitraum von der Erstbesamung bis zur erfolgreichen Besamung .
Sie ist Null, wenn die Kuh aus der Erstbesamung tragend wird.
ZKZ 405 | |||
---|---|---|---|
GZ 124 | TZ281 | ||
RZ 85 | VZ 39 | ||
ZBZ | ZBZ |
Sie entspricht der Summe der Zwischenbesamungszeiten, wenn die Kuh nachbesamt wurde. Sie sollte im Bestand unter 30 Tagen liegen.
Um bei einer Rastzeit von 85 Tagen eine Zwischenkalbezeit von 405 Tagen zu erreichen, ist zu beachten, dass die Verzögerungszeit (VZ) 39 Tage nicht überschreiten darf.
ZKZ 405 | |||
---|---|---|---|
GZ 124 | TZ281 | ||
RZ 85 | VZ 39 | ||
FWZ 42 | UWZ 43 | ||
⇑ | |||
BNR 39 |
Detailanalyse
Um die Verzögerungszeit des Bestandes richtig bewerten zu können, muss man beachten, dass diese sich aus den Ergebnissen der Erstbesamungen (EB) und aus denen der Nachbesamungen (NB) zusammensetzen. Dies sei an folgendem Beispiel verdeutlicht:
Im Gesamtbetrieb (GB) wird bei einer Rastzeit von 87 Tagen eine hohe Zwischenkalbezeit von 414 Tagen infolge einer überhöhten Verzögerungszeit von 46 Tagen erreicht.
Die Tiere, die aus der Erstbesamung tragend wurden (40 % der Herde) sind unproblematisch.
Da ihre Verzögerungszeit Null Tage beträgt, resultiert daraus eine völlig normale Zwischenkalbezeit von 368 Tagen.
Ganz anders und überaus problematisch ist die Situation bei den restlichen 60 % der Tiere, die erst nach mehreren Besamungen aus der Nachbesamung tragend wurden. Sie erreichen eine Zwischenkalbezeit von 445 Tagen infolge einer völlig überhöhten Verzögerungszeit (VZNB) von 77 Tagen.
Die Verzögerungszeit aus der Nachbesamung ist oft zu hoch und beeinflusst die ZKZ stark negativ. An dieser Stelle muss die Ursachenanalyse ansetzen und quantifizieren, inwieweit dies auf Mängel in der Besamung, Brunsterkennung, Fütterung und Tiergesundheit zurückzuführen ist. So kann z.B. aus der Anzahl der Nachbesamungen sowie der Länge und Verteilung der Zwischenbesamungszeiten erkannt werden, welcher Zeitanteil auf erfolglose Besamungen bzw. auf ungenutzte Brunsten sowie falsche Brunsterkennung zurückzuführen ist.
Gesamtbetrieb | |||
---|---|---|---|
ZKZ 414 | |||
GZ 133 | TZ 281 | ||
RZ 87 | VZ 46 | ||
FWZ 42 | UWZ 45 |
Erstbesamungen | TREB 40 | ||
---|---|---|---|
ZKZ 368 | |||
GZ 87 | TZ 281 | ||
RZ 87 | VZ 0 | ||
FWZ 42 | UWZ 45 |
Nachbesamungen | |||
---|---|---|---|
ZKZ 445 | |||
GZ 164 | TZ 281 | ||
RZ 87 | VZ 77 | ||
FWZ 42 | UWZ 45 |
Fazit:
Um die Verzögerungszeit des Gesamtbestandes bewerten zu können, muss man die Ergebnisse aus den Erst- und Nachbesamungen unter Beachtung der Trächtigkeitsrate getrennt bewerten.
Die dazu erforderlichen Kennwerte sind in die grünen Felder der Tabelle Betriebsdaten einzugeben:
- Trächtigkeitsrate aus EB (TREB)
- Freiwillige Wartezeit (FWZ)
- Brunstnutzungsrate aus Erstbesamungen (BNREB)
- Besamungsaufwand aus Nachbesamungen (BANB)
- Zwischenbesamungszeit (ZBZ)
Die Brunstnutzungsrate aus Nachbesamungen (BNRNB) und die Zwischenkalbezeit (ZKZ) wird vom Programm berechnet.
Anhand dieser Daten wird im ersten Schritt das Ergebnis des Gesamtbetriebes in die Ergebnisse aus Erst- und Nachbesamungen differenziert.
Für die anschließende Variantenrechnung sind die Veränderungen der Kennzahlen in die gelben Felder der Tabelle Änderung einzugeben. Unter Ergebnisveränderung wird die Veränderung der ZKZ in Tagen und in € ausgewiesen.