Ketose der Milchkuh – Wesen der Erkrankung und Bekämpfungsstrategie

von Prof. Dr. Rossow am 10.01.2008

Ketose (Acetonämie) ist eine Stoffwechselstörung, die gehäuft in der 2. bis 6. Laktationswoche bei Hochleistungskühen auftritt, die sich in einer negativen Energiebilanz befinden. Rassen mit hoher Milchmengenleistung (Holstein Friesian) erkranken bevorzugt. Bis zu 3 % aller frischlaktierenden Tiere können an der klinisch manifesten Form, mehr als 30 % an der subklinischen Form erkranken.
Eine genetische Disposition gilt als erwiesen (KLUG et al. 2002). Die wirtschaftliche Bedeutung besteht in starken Körpermasseverlusten, pathologischer Leberverfettung, vermehrtem Auftreten von Nachgeburtsverhaltungen, Endometritiden, Ovarialzysten, Labmagenverlagerung und Klauenerkrankungen, Beeinträchtigung der Leistung, hohen Behandlungskosten und vielfach auch im Verlust der Milchkuh.
Die Rückkehr zur normalen Milchleistung dauert bei Tieren, welche die Erkrankung überwunden haben, bis zu 6 Wochen. Während bei Herdenleistungen bis zu 6500 kg/Kuh und Jahr das Ketoserisiko mit steigender Leistung wächst, nimmt es bei darüber liegenden Herdenleistungen ab (STAUFENBIEL, 2001). Ein Hinweis darauf, dass hohe Leistungen nur deshalb möglich sind, weil alle ketosefördernden Faktoren minimiert worden sind.
Man unterscheidet zwischen alimentärer, primärer und sekundärer Ketose. Die alimentäre Ketose entsteht durch übermäßige Aufnahme oder ruminale Fermentation von Buttersäure (buttersäurehaltige Silagen schlechter Qualität), und ist dadurch mit einem verminderten Angebot an Energie verbunden. Wenngleich nur von geringem Krankheitswert, kann sie erhebliche diagnostische Schwierigkeiten bereiten. Bei der primären Ketose wird die Erkrankung durch das peripartale Energiedefizit ausgelöst, wobei zwei Unterformen (Typ I und Typ II) zu differenzieren sind (Van SAUN):

  • Ketose als Ergebnis einer Glucosemangelsituation während der ersten Laktationswochen. Dabei fördert ein niedriger Blutglucosespiegel die Fettmobilisation und die Ketonkörperbildung (Typ I)
  • Ketose als integrierter Bestandteil des Fettmobilisationssyndroms (Typ II)