Optimale Vormagenfunktion – Voraussetzung für hohe Stoffwechselleistungen

von Prof. Dr. Rossow am 10.01.2008

Kühe haben zwei verschiedene Systeme, in denen die Umsetzung der mit dem Futter aufgenommenen Nährstoffe erfolgt:

  • Das mikrobielle System des Pansens
  • Den postruminalen Verdauungstrakt für Nährstoffe, die dem mikrobiellen Abbau in den Vormägen entgehen.

Die Verdauungsvorgänge beim Wiederkäuer zeichnen sich durch umfangreiche bakterielle Umsetzungen der aufgenommenen Nährstoffe in den Vormägen aus. Hauptprodukte der bakteriellen Fermentationsprozesse der Kohlenhydrate sind flüchtige Fettsäuren (Acetat, Propionat, Butyrat) und Pansengase (Kohlendioxid, Methan u.a.). Außerdem liefern Kohlenhydrate die erforderliche Energie für das Wachstum der Vormagenbakterien. Ein Teil der Stärke (beständige Stärke) erreicht unverdaut den Dünndarm und wird hier in Monosaccharide zerlegt.
Die Futterproteine werden zu Peptiden, Aminosäuren und zu einem großen Teil bis zu Ammoniak abgebaut und für die Synthese von Mikrobenprotein herangezogen. Ein Teil des Futterproteins (nichtabbaubares Protein, UDP) entgeht dem Abbau in den Vormägen und gelangt in den Labmagen bzw. Dünndarm. Mikrobenprotein und nichtabbaubares Protein bilden das darmverdauliche Protein nXP, das im Dünndarm in Aminosäuren zerlegt wird.
Fette sind im Rinderfutter nur in sehr geringer Menge vorhanden. Sie werden im Pansen bakteriell gespalten und entweder zu gesättigten Fettsäuren hydrogeniert oder als Phospholipide für den Aufbau der Zellmembran der Pansenbakterien verwendet. Im Dünndarm werden die gesättigten Fettsäuren in sogenannte Micellen eingebaut, die sich bei Kontakt mit dem Bürstensaum der Darmzelle auflösen und ihren Inhalt in diese ergießen. In der Dünndarmzelle werden sie weiter umgewandelt und zu Triglyzeriden resynthetisiert, mit einer Proteinhülle umgeben und als Chylomikronen auf dem Lymphweg aus der Zelle entlassen.